Man kann nie genug lernen

Kurt Maier, Landwirt und langjähriger Kommunalpolitiker aus Kemnat, war am Freitag, den 26. Juni 2009 zu Gast bei den Ostfilderner Portraits, der gemeinsamen Veranstaltungsreihe von Bürgerstiftung, Volkshochschule und Musikschule Ostfildern. Dr. Peter Stapelberg, Mitglied des Vorstandes der Bürgerstiftung, moderierte in bewährter Weise den Abend. Das junge Sunshine-Quartett sowie das Gitarren-Quartett der Musikschule begleiteten den Abend kulturell. 

Kurt Maier wurde 1932 in Tübingen geboren und kam zwei Jahre später nach Kemnat, wo er in der Birkacher Straße neben dem Schulhaus aufwuchs, weswegen die Familie lange Zeit als die „Schul-Maiers“ im Ort bekannt war. Von Anfang war er stark in die Landwirtschaft eingebunden, die damals natürlich Haupterwerbsquelle des Dorfes mit seinen etwa 1.200 Einwohnern war. Seine Eltern, der tüchtiger Vater und eine strenge, pietistische Mutter, bauten 1940 einen neuen Stall für acht Kühe und zwei Pferde, ein damals ansehnlicher Betrieb. Der Hof war ein Fuhrwerksbetrieb, man lieh Zugpferde an die örtlichen Landwirte aus. Eindrücklich beschrieb er das Dorf, wie es damals aussah. Es gab Obergässler und Untergässler und auf den unbefestigten Straßen liefen noch in den 1950er Jahren Hühner frei herum, denn es gab noch so gut wie keine Autos.  

Maier besuchte die landwirtschaftliche Fachschule in Esslingen. Schließlich kam auch die Zeit zu heiraten und er stellte seine Eltern vor die Wahl, dass er sich entweder einen Job suchen würde oder den Hof der Eltern pachtet, da er ja von irgendetwas leben müsse. 1960 übernahm er so den Betrieb und ging gleich daran, aufgrund der Enge im Ortskern einen großzügigen Aussiedlerhof zu bauen, den er eigenhändig in eineinhalb Jahren mit drei italienischen Angestellten errichtete. Den Hof musste er fünf Jahre später, 1971, zerstört durch einen Großbrand, neu errichten. Drei Kinder hat die Familie großgezogen, der jüngere Sohn hat inzwischen den Hof übernommen und betreibt zusammen mit seinem Vater einen sehr gut angenommenen Hofladen.  

Maier ist froh darüber, viel Zeit mit seinen zwei Enkeln verbringen zu können. Sein Hobby ist außerdem sein eigenes Gewächshaus. Wichtig ist ihm eine heitere, optimistische Sichtweise, die er sich bis heute bewahrt hat. Sein Vater habe immer nur das Negative und die Fehler gesehen, er wollte nicht so sein. „Mir ist das Positive wichtiger“, betont er, und auch „Lernen kann man ein Leben lang“. 

Seine politische Karriere begann 1971, als er als Einzelkandidat der CDU in den Kemnater Gemeinderat gewählt wurde. Schon damals war klar, dass die Gemeindeform große Veränderungen mit sich bringen würde, Kemnat sollte nach Stuttgart eingemeindet werden. Es kam anders, Ostfildern entstand 1975 aus vier Gemeinden. Auch heute erinnert er sich gerne an die verantwortungsvollen Aufgaben, die die junge Stadt zu bewältigen hatte: 120 Straßennamen mussten geändert, vier Flächennutzungspläne zusammengeführt und die starken Eigeninteressen der vier Ortschaften beruhigt werden. 1994 wurde er Fraktionsvorsitzender der CDU, bis er 2004 aus der Kommunalpolitik ausschied.

Für sein konstruktives und integratives Engagement in der Stadt erhielt er 1998 das Bundesverdienstkreuz und 2004 die Bürgermedaille der Stadt. Drei Einrichtungen lagen ihm sehr am Herzen: er machte sich in der Reformstadt für die Gründung der Stadtbücherei, der Volkshochschule und der Musikschule stark. Auch der Scharnhauser Park war eine richtige Entscheidung. Er ist vom Erfolg Ostfilderns besonders überzeugt und beschrieb dies mit den Worten „Ostfildern kann sich sehen lassen. Das hat man uns auf den übrigen Fildern nicht zugetraut“.

Kurt Maier unterhielt auf seine heitere Art das interessierte Publikum.