Das Mentoring Programm im Netzwerk der Flüchtlingsarbeit Ostfilderns – Besuch aus Berlin
Viele standen bereit, schon bevor die Sammelunterkunft in Ruit belegt wurde, um die erwarteten Menschen beim Ankommen hier zu unterstützen, und gründeten Anfang 2014 den Freundeskreis Asyl e.V.. Und noch viel mehr Menschen sind in der Zwischenzeit, meist über den Freundeskreis Asyl, dazu gestoßen. Sehr viele Fragen konnten seither beantwortet, Probleme gelöst werden. Eine hauptamtliche Betreuung der vielen Patenschaften, die dabei formlos entstanden sind, gibt es seit Mai diesen Jahres durch das „Mentoring Programm für und mit Flüchtlingen in Ostfildern“, geleitet von Marcela Ulloa, getragen von der Bürgerstiftung Ostfildern, dem Freundeskreis Asyl und der Stadt.
Besuch aus Berlin hatten jetzt im Stadthaus die Verantwortliche Ulloa und Netzwerker des Programms. Axel Halling koordiniert das Projekt „Bürgerstiftungen stiften Patenschaften“ unter dem Dach der Initiative Bürgerstiftungen. Unterstützt von sieben ehrenamtlich Engagierten und fünf bei Stadt und AWO hauptamtlich mit Flüchtlingsarbeit befassten Fachleuten konnte Ulloa als Koordinatorin eine breite Palette an Aktivitäten vorstellen, die sich auf der Basis des Mentoringprogramms entwickelt haben.
Als ein wichtiger hauptamtlicher Knoten im Netzwerk zur Aufnahme und Integration der Neuankömmlinge wird das Mentoringprogramm von Jörg Berrer geschätzt. Er leitet den Bereich Soziales in der Stadtverwaltung. In seiner Darstellung wurde deutlich, wie eng und an wie vielen Schnittpunkten Haupt- und Ehrenamt eng zusammen wirken, was den Besucher aus Berlin sehr beeindruckte. Beispiel: Sharbanou Barzin (Sozialdienst) lernt alle Flüchtlinge kennen, die über die Anschlussunterbringung mit der Stadt zu tun haben. Die Kontaktdaten und vor allem individuellen Bedürfnisse derer, die eine Patenschaft wünschen, gibt sie an Ulloa weiter, die dazu die geeigneten Ehrenamtlichen suchen kann. Flüchtlinge, die noch vorläufig in eine Sammelunterkunft des Landkreieses eingewiesen werden, kommen in Kontakt mit Sonja Sambeth-Weber von der AWO. Auch sie informiert die Patenschafts-Koordinatorin, damit sie die passende eins-zu-eins-Betreuung finden kann. Bisher war Ulloa bei diesem Matching immer erfolgreich und konnte Mentoren für ihre Mentees finden: „Ich musste noch an keine Tür klopfen. Immer haben sich neue Paten von sich aus an mich gewandt“, freut sie sich. Jede Woche landeten mehrere Anfragen bei ihr. Es habe sich auch eingespielt, dass Interessenten durch die Stadtverwaltung an die Koordinatorin weiter verwiesen werden, ebenso durch den Freundeskreis Asyl. Dieser wurde in der Runde durch die Vorsitzende Ulla Zitzler vorgestellt.
Von den Interessenten möchte Koordinatorin Ulloa dann wissen, was sie tun können; haben sie Zeit für einmal Deutschstunde in der Woche oder eine Freizeitaktivität? Oder können sie eine engere Betreuung anbieten? Gibt es Vorstellungen zum Alter oder Geschlecht oder Religion des Mentees? Die erste Begegnung und Unterzeichnung der Patenschaftsvereinbarung betreut sie, ist aber auch weiterhin immer ansprechbar, wenn Fragen auftauchen. Ulloas Hoffnung: „Bei guter Beratung am Anfang bleiben die Menschen gern auch lange dabei.“ Mehrfach wurde in der Runde berichtet, dass Helfer ausgebrannt sind, zu viel gegeben haben und deshalb ganz aussteigen mussten. Nicht nur das Mentoring Programm soll helfen, hier Abhilfe zu schaffen. An der gleichen Baustelle wirken auch Kurse zum Thema, die immer wieder von der VHS Ostfildern angeboten werden, so dass alle „Neuen“ daran teilnehmen können.
Doch nicht nur eins-zu-eins-Patenschaften sind im Mentoring Programm entstanden, sondern auch themenbezogene Unterprojekte wie beispielsweise zwei Frauengruppen in Kemnat und der Parksiedlung oder eines zur Gewaltprävention in Unterkünften, bei dem auch Flüchtlinge als Mentoren mitwirken. Dem Gast aus Berlin berichteten mit Ilka Kriwet, H. Kattmann und F. Boemer drei Mentoren über Freuden und auch Ärgernisse ihrer Tätigkeit in zwei Anschlussunterbringungen der Stadt. Mit einem Besuch der WiFi-Boxen an der Niemöllerstraße endete der Besuch. Die Container wurden dem Freundeskreis Asyl durch das Unternehmen DAT zur Verfügung gestellt – fertig ausgestattet mit PCs und WLAN. Hier wurde als Projekt im Mentorig Programm die Vorbereitung vopn Flüchtlingen auf die Anhörung beim BAMF geleistet. Sonja Neubrand berichtete als jeden Abend präsente ehrenamtliche Betreuerin über das Angebot.
Das von Halling betreute Bürgerstiftungsprojekt ist Element des Programms „Menschen stärken Menschen“, das vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend ins Leben gerufen wurde. Neben dem Bundesverband Deutscher Stiftungen nehmen auch andere Dachverbände wie u.a. die Bundesarbeitgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (bagfa), die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenbüros (BaS), die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) und Freie Wohlfahrtsverbände am Patenschaftsprogramm teil. Deutschlandweit sind 16 Bürgerstiftungen beteiligt, davon mit Stuttgart, Freiburg, Kernen und Ostfildern vier aus Baden-Württemberg. Bei diesen hat Halling sich nun erläutern lassen, wie das Programm jeweils individuell ausgestaltet wurde.
Sonja Abele