Eltern fit machen als Bildungs-Coaches ihrer Kinder
Sieben Elternbegleiterinnen als Kulturdolmetscherinnen starten, gut gewappnet mit Fachwissen und Tatendrang, nach den Sommerferien ins neue Schul- und Kindergartenjahr in der Parksiedlung und im Scharnhauser Park. Ihr Ziel: Eltern fit machen für das erfolgreiche Begleiten und Coachen ihrer Kinder durch die Kindergarten- und Schuljahre.
In Krabbelgruppe, Elternkursen und formlosen Elterntreffs haben Eltern die Möglichkeit, sich in Erziehungsfragen Rat zu holen und durch die Vielfalt der Wege im Bildungssystem in Baden-Württemberg lotsen zu lassen. Wer selbst nicht in Deutschland zur Schule gegangen ist, hat mitun-ter Probleme, die vielen Möglichkeiten zu sehen und zu nutzen, die da geboten sind. „Unsere El-ternbegleiterinnen kennen das System ihres jeweiligen Herkunftslandes und haben durch die Schulzeit ihrer eigenen Kinder auch das unsere kennen gelernt. Dadurch wissen sie um die Unterschiede, auf die es ankommt“, sagt Beatrice Vermeij-Böhm. Die Diplompädagogin ist die Frontfrau in eins plus b, „Eltern im Netzwerk Sprache plus Bildung“. Eins plus b ist eine Kooperation von Bürgerstiftung, Stadt Ostfildern und Kinder- und Jugendförderung Ostfildern und wird als Leucht-turmprojekt der BSO bisher über zwei Jahre mit jeweils 43.000 € unterstützt.
Die Elternbegleiterinnen sprechen kurdisch, arabisch, französisch, italienisch, holländisch, japa-nisch, englisch, russisch, spanisch, portugiesisch und türkisch. Und trotzdem sucht eins plus b noch nach Menschen, die kroatisch, bosnisch und albanisch sprechen – „da wächst der Bedarf zusehends“, beobachtet Vermeij-Böhm. Muttersprache ist ein wichtiger Schlüssel, findet sie, weil da nicht nur das Transparentmachen der Systeme leichter fällt, sondern „auch das Reden über Erziehungsfragen viel einfacher ist“.
Die Sprache ist nicht die einzige Qualifikation, die die Elternbegleiterinnen mitbringen. Seit Januar dieses Jahres haben sie viel gelernt: durch die Volkshochschule Ostfildern wurden Elemente der Entwicklungspsychologie und Kommunikation vermittelt. Als Interkulturelle Elternmentorinnen wur-den sie durch die Elternstiftung Baden-Württemberg qualifiziert; dabei ging es um unser Schulsys-tem und die Rolle, die Eltern darin spielen. Vermeij-Böhm: „In vielen Ländern wird von Eltern gar nichts erwartet; sie spielen keine Rolle.“ Deshalb wüssten manche zum Beispiel gar nicht überhaupt nicht, was an Elternabenden besprochen und organisiert wird.
In einem weiteren Modul ging es um Sprachentwicklung und das Aufwachsen in Mehrsprachigkeit – das Spezialgebiet Vermeij-Böhms.
Und was erwartet Eltern nun bei eins plus b?
Mit Krabbelkindern finden bis jetzt 13 Mütter und 14 Kinder aus vielen Ländern Osteuropas, aus Mexiko und der Türkei regelmäßig Informationen, Unterhaltung und Austausch unter Leitung von Hafsa Ben Moulay aus Marokko. Bei schönem Wetter geht es raus, zum Beispiel auf die Spielplätze der Umgebung. Die „Internationale Krabbelgruppe“ trifft sich mittwochs um 9.30 Uhr im Treffpunkt Parksiedlung.
Gemütlicher Austausch, so lange die Kinder im Kindergarten sind, steht beim „Elterntreff“ im Vordergrund; hier wurde sogar schon einmal ein Vater gesichtet. Für Eltern der Kita am Baumhain laden vier- bis fünfmal jährlich Halime Ibrahim aus Syrien und Natascha Dushkin aus Moldavien zu Kaffee und Kuchen oder zum Elternfrühstück ein. Den Elterntreff des Evangelischen Kindergartens in der Parksiedlung leiten Maria Belobokov aus Russland und Beatrice Vermeij-Böhm. Für Eltern der neuen Kita im Allgenerationenhaus wird Viviana Kokemüller aus Kolumbien Ansprechpartnerin sein.
Alltagstemen wie „Einkaufen und Essen in Deutschland“ oder „Behörden“ und Fragen, die im Erziehungsalltag auftauchen, stehen bei den „Elternkursen“ auf dem Programm. Sie werden von Deniz Lechner aus der Türkei 14tägig im Bürgertreff des Nachbarschaftshauses im Scharnhauser Park für Eltern von Kindergartenkindern angeboten. Für Eltern von Kindern an der Lindenschule gibt es im Schulgebäude ein wöchentliches Angebot von Jovanka Antonaci Kober aus der Schweiz.
Dank ihrer Fähigkeiten als Kulturdolmetscherinnen werden die kompetenten Frauen darüber hinaus auch außerhalb dieser festen Angebote immer wieder angefragt; sie sind über beatrice-vermeij-boehm@kiju-ostfildern zu erreichen.