„Aller guten Dinge sind dreizehn!“
So lautet das Lebensmotto des Musikers und elffachen Familienvaters Bernhard Krol, welcher am 11. Oktober zu Gast war bei den Ostfilderner Portraits, der gemeinsamen Veranstaltungsreihe von Bürgerstiftung, Volkshochschule und Musikschule. Unter der Moderation des Bürgerstiftungsvor-stands Dr. Peter Stapelberg bewies der 90-Jährige, dass er seine Berliner Wurzeln und seinen trockenen Humor bis heute erhalten hat. Die Musikschule begleitete den Abend musikalisch mit jungen Talenten, einem Streicherduo und dem Blockflötenensemble, die ein Werk von Krol spielten.
Bernhard Krol lebt mit seiner Frau seit 1963 in Kemnat. Er ist ein weit über Deutschland hinaus bekannter und viel gespielter zeitgenössischer Komponist, bis heute musikalisch-schöpferisch tätig und wurde für seine Verdienste 1981 mit dem Bundesverdienstkreuz, 2000 mit der Bürgermedaille der Stadt und 2007 mit dem päpstlichen Silvesterorden ausgezeichnet. Letzteren trug er stolz am Revers.
Krol wuchs in bescheidenen Verhältnissen in Berlin-Kreuzberg auf. Sein Vater war Schneider, dem er ein sonniges Gemüt und Gelassenheit zuschrieb. Die Hausmusik prägte die Familie, seine Mutter sang, sein Vater brachte ihm Geigespielen bei, seine bildungshungrige Tante Meta lehrte ihn Klavier spielen. Da in der Zweizimmerwohnung allerdings kein Platz für ein Klavier war, malte er die Tasten auf den Esstisch und übte so seine Stücke. „Das stumme Klavier hatte den Vorteil, dass man keine Nachbarn störte“. Bereits mit 15 Jahren wurde er bezahlter Organist seiner Kirchengemeinde und leitet später auch den Kirchenchor – „das waren meine ersten Gehversuche als Dirigent“, so Krol.
Er besuche das humanistische Gymnasium und litt sehr darunter, dass er und seine katholische Familie stark unter Druck gesetzt wurden, weil sie sich der Hitlerjugend verweigerten. Seine Frau Annemarie, seine „erste und einzige Liebe“, lernte er eher unspektakulär kennen: er war auf dem Weg zum Orgelspielen. Dort waren Kinder, die mit einer jungen Frau spielten, er sah sie, und wusste sie ist es.
Er machte zunächst eine Buchhändlerlehre. Da in Potsdam eine Stelle als Solohornist ausgeschrieben war, kaufte er sich kurzerhand ein Horn, übte und so kam er eher spontan zum Horn spielen. Nach dem Hornstudium in Berlin und einem Kompositionsstudium in Wien spielte er als Hornist 1945 bis 1962 im Orchester der Berliner Staatsoper und bei den Berliner Philharmonikern, ehe die Mauer seinen Arbeitsplatz kurzerhand abschnitt.
Mit elf Kindern, zwei weitere starben bereits früh, zogen er und seine Frau nach Kemnat. Zu Bürgermeister Eiding sagt er damals, er sei „entschlossen, Kemnat zur Großstadt zu machen“. Der Unterschied zu Berlin war dabei vor allem die Sprache, außerdem „roch es anders“. Schnell sind sie jedoch heimisch geworden. Von 1962 bis 1979 spielte er beim Stuttgarter Radiosymphonieorchester und war eh-enamtlich in verschiedenen musikalischen Funktionen tätig. Während all der Jahre, von der Jugend bis heute, hat er aber die Musikwelt vor allem mit Kompositionen bereichert. Ein großer Teil seiner rund 180 Kompositionen – Orgelwerke, Chorwerke, Messen, Orchester- und Kammermusik – sind dabei der Kirchenmusik gewidmet.
2004 veröffentlichte er seinen Lebensweg in seinem Buch „Aller guten Dinge sind dreizehn“. Er sieht sich als religiösen, kosmopolitischen und positiv gestimmten Menschen und betonte zum Schluß sein zweites Motto: „Humor und Musik hält jung“.